Die Vietnamesin von heute trägt einen Mundschutz und fährt Moped. Auch sonst hat sich Saigon stark verändert seit sich die Amis dort eine blutige Nase geholt haben.

Die Evolution der individuellen Fortbe­we­­gung ist in Indochina einfach nach­zu­ver­folgen. In Kambodscha dominiert das Fahr­rad, in Vietnam das Moped, und in Bangkok ste­hen die Autos bereits im Stau. Dabei hat es den Anschein, als machten die Mopeds den meisten Dreck, schließlich hat kaum ein Fahrzeug mehr Emissionen als ein Zweitakter, Panzer ausgenommen. Ho-Chi-Minh-Stadt – so heißt Saigon seit 1975 – hat sieben Millionen Einwohner und nur ein bis zwei nennenswerte Discos. Anzahl und Quali­tät der Res­tau­­rants sind erfreulicher, doch bei den wirk­lich empfehlenswerten heißt es reservieren oder warten. Es gibt auch ein paar coole Bars, die allesamt dem modernen asiatischen Design entsprechen. Die Stadt selbst ist unspektakulär, es sei denn, man findet Gefallen an den vielen Märk­ten (und Mopeds). Ein Ausflug ins Mekong-Delta oder der Besuch des War Remnant Museum sind daher sehr zu empfehlen. Die Tatsache, dass der französische dem amerikanischen Stil gewichen ist, hat der Stadt nur geschadet, also, wenn schon Vietnam, dann eher in den Norden, nach Hanoi. Dort ist das Essen angeblich auch besser gewürzt, die größte Enttäuschung in Saigon waren die für asiatische Verhältnisse viel zu milden Speisen. Ich empfehle in Saigon daher einen kurzen Aufenthalt, die Stadt eignet sich zur Durchreise, wenn man einen Luxusurlaub an einer der schönen Küsten Vietnams plant. Denn abseits der urbanen Ballungzentren fühlt man sich in Vietnam um hundert Jahre zurückversetzt. Naja, die zahlreichen Bars im Urlaubsort Nha Trang erinnern auch eher an Lignano als an ein burmesisches Bergdorf. Aber sonst ist es idyllisch hier an der Küste, ehrlich! Vor allem am morgendlichen Markt scheint die Zeit stehengeblieben zu sein – dagegen wirkt der Wiener Naschmarkt wie ein Shoppingcenter aus „Star Trek“.

Und was Fisch anbelangt: täglich frisch! Man braucht nur zeitig genug aufzustehen, um den besten Fang zu ergattern. Wer sich vor Sonnenaufgang auf den Weg zum Markt macht, staunt allerdings nicht schlecht: Tausende Vietnamesen tummeln sich auf den Straßen, es scheint als leide die ganze Nation an kollektiver seniler Bettflucht. Noch im Dunkeln joggen viele auf den schlechtbeleuchteten Straßen, doch der Großteil tummelt sich auf den Promenaden und Parks in Strandnähe und zelebriert Tai-Chi, meist mithilfe musikalischer Untermalung aus dem mitgebrachten Kassettenrekorder (ja, hier gibt es ihn noch). Sobald es hell wird, laufen die ersten Boote ein, die Fischersfrauen warten seit Tagesanbruch auf ihre Männer und wärmen sich am Feuer bei einer Tasse Tee. Wenn die Jungs endlich eintreffen, wird’s hektisch, der Fang muss verladen und zum Markt gebracht werden, per Fahrrad mit Anhänger – ein Moped oder gar ein Auto kann sich hier kein Fischer leisten. Der Markt selbst ist ein Erlebnis, das keiner missen sollte. Hier findet sich alles, was dieses fruchtbare Land zu bieten hat, vieles wird auch an Ort und Stelle frisch zubereitet – eine bleibende Frühstückserinnerung. Was bietet Nha Trang sonst noch? Alles, was ein Urlaubsort in Asien mit 400.000 Einwohnern zu bieten hat: jede Menge Hotels, Bars, Nightclubs, Massagesalons (auch solche, in denen massiert wird wie dem hervorragenden Sú Spa); dann natürlich Shops mit mehr oder weniger brauchbaren Souvenirs, Textilien u. v. a. Das Leben spielt sich auch hier üblicherweise auf der Straße ab, wie in ganz Asien. Kilometerlange Sandstrände und viele in der Bucht gelegene Inseln und Korallenriffe laden zum Baden ein. Es herrscht meist tropisches Klima mit einer Durchschnittstemperatur von 27 °C. Zwischen Juni und August ist das Klima subtropisch. Das mit Abstand beste und luxuriöseste Hotel ist das Evason Ana Mandara der Six-Senses-Gruppe, das wir für Sie getestet haben. Eine halbe Stunde mit dem Boot entfernt liegt das eigentliche Paradies: Six Senses Hideaway Ninh Van Bay.

3Evason Ana Mandara

Ein Aufenthalt in diesem Luxusresort am Strand von Nha Trang im Süden Vietnams wirkt wie Valium auf die Seele, nur ohne Nebenwirkungen.

Das schwedische Topmodel Eva wollte immer schon Luxus in Einklang mit der Natur bringen. Dass ihr das letztendlich auch gelungen ist, beweist der Erfolg der zahlreichen Six-Senses- und Evason-Resorts, die sie mit ihrem Mann Sonu Shivdasani realisiert hat. Als Kreativ­di­rek­torin zeichnet Sie dafür verantwortlich, dass sogar ein notorischer Nörgler (Hoteltester müssen so sein) wie ich sich jedes Mal freut, wenn ein Six-Senses-Resort auf der Liste der zu besuchenden Hotels steht. Meine Reise nach Vietnam fand schließlich auch in den beiden Six-Senses-Resorts ihren Höhepunkt. Auf dem Festland das familientaugliche Luxusresort Evason Ana Mandara, auf der Halbinsel Ninh Van das mondäne Hide­away. Evason kann man getrost als das „normalere“ der beiden Hotels bezeichnen, alles sieht so aus, wie man es sich von einem modernen Luxushotel erwartet, praktisch und geschmackvoll. Die Lage direkt am Strand vom „Lignano“ Vietnams, der Küstenstadt Nha Trang, bietet genug Abwechslung zum relaxten Urlaubsall­tag. Hier gibt es Shops, Bars, Nachtclubs und jede Menge Restaurants mit Speisen aller Na­tio­nalitäten. Viele davon sehr lecker. Das legendäre Six-Senses-Spa, eingebettet in einen wunderschönen Park, darf natürlich hier auch nicht fehlen, zählt es doch zu den besten der Welt. Planen Sie unbedingt eine Behandlung ein. Wer lieber aktiv sein will, findet natürlich alles, was zum Wassersport zählt. Für kulinarisch Interessierte gibt es bei Son­nen­aufgang geführte Touren zum Markt mit an­schließendem Kochkurs. Mahlzeit!
Von COVER 2009 getestet
www.sixsenses.com/evason

2Six Senses Ninh Van Bay

Ninh Van Bay nennt sich die Bucht auf der Halbinsel, wo Six Senses eines der aufregendsten Resorts der Welt hingebaut hat.

Besser geht’s nicht. Müsste man jemandem erklären, was Luxus wirklich bedeutet, so schickt man diese Person am besten in ein Six Senses Resort. Abseits von Ferrari, Cartier und und Manolo Blahnik besinnt man sich auf das, worauf es wirklich ankommt: sich selbst. Hier kann Frau sich verwöhnen lassen, was das Zeug hält, das legendäre Six Senses Spa bedarf keiner weiteren Erklärung. Wie in jedem Six Senses Resort sind auch im Ninh Van Bay Nachbarn faktisch nicht wahr­nehmbar, höchstens im Restaurant oder am Pool. So viel „Privacy“ bietet kaum eine andere Hotelgruppe. Und das alles umgeben von kreativem Robinson-Feeling. Jeder Gast bekommt sein Rad, alles ist weitläufig, und die Erkundung des Resorts nimmt schon fast einen ganzen Tag in Anspruch. Die Besonderheiten dieses Hideaways sind allerdings die in den Berg gebauten Villen – einige so abgelegen, dass man sich eine halbe Stunde Zeit nehmen muss, falls man gedenkt, im Restaurant zu dinieren. Angeblich tun das die meisten Rock-Villa-Gäste aber sowieso nicht – man bleibt gern unter sich. Abenteuer­urlaub in der eigenen Villa inmitten der Felsen und mit Blick aufs Meer – was wollen Sie noch mehr?! Zimmerservice! Die liebevollen Details lassen einen fast wie in einem Film vorkommen, alles ist handgemacht und auf Natur getrimmt. Trotzdem gibt man sich natürlich im Six Senses keine Blöße bei Kulinarik und Vino­­thek. Hier darf sich der Hedonist austoben, wie er es vom haubengekrönten Alltag gewohnt ist. Mein Müsli gab es natürlich auch.
Von COVER 2009 getestet
www.sixsenses.com

1Sofitel Saigon Plaza

In einer Stadt wie Saigon tut es gut, wenn man sich in den sicheren Hafen eines großen Luxushotels zurückziehen kann.

Allein der Pool auf dem 18. Stockwerk ist es wert, im Sofitel Plaza Saigon abzusteigen, wenn man Ho-Chi-Minh-Stadt einen Be­such abstattet – Baden mit Fernblick. Am historischen Le-Duan-Boulevard gelegen – flankiert von der Amerikanischen und der Britischen Botschaft – befindet man sich hier in bester Gesellschaft. Die Notre-Dame-Kathe­drale, erbaut nach dem französischem Vorbild, ist in drei Minuten zu Fuß erreichbar, die Ge­gend wirkt aufgeräumt. Es gibt auch europäisch anmutende Bistros am Vorplatz der Kathedrale. Das Hotel selbst gehört zur französischen Accor-Gruppe und ist dementsprechend charmant, obwohl Saigon sich eher zum Ameri­kanischen hin entwickelt hat. Allein die herzliche abendländische Begrü­ßung gibt einem das Gefühl, hier richtig zu sein. Die Zimmer sind einer großen Hotelkette entsprechend elegant und schnörkellos. Fitnesscenter mit Yoga, Dampfbad und Pool gibt es auf dem Dach, und wer Saigon kennt, weiß diese Art der Erfrischung nach einem Stadtbummel zu schätzen. Selbstverständlich gibt’s im Spa auch Massagen auf hohem asiatischen Niveau – da freut sich der Rücken. Kulinarisch bietet das Hotel eine gut dosierte Mischung aus europäischem und asiatischem Stil, die Mayonnaise fehlt zum Glück. Natürlich befindet sich auch (wie bei allen Hotelketten) ein „Club“ mit einer Club- Lounge im 18. Stock, dort hat der privilegierte Gast W-Lan und kann unter seinesgleichen frühstücken und gratis Zeitung lesen. Weitere Club-Member-Vorteile finden Sie im Internet.
Von COVER 2009 getestet
www.sofitel.com

überRenato Zappella